Das Wesen von Veränderungen, Teil 3

Die Bedeutung von Sinnempfinden im Veränderungsprozess

Schon Heraklit sagte: „Nichts ist so beständig wie der Wandel.” Deshalb ist es wie in Teil 2 (s. u.) beschrieben so wichtig, gedanklich offen für das Neue zu sein. Denn die Frage ist nicht, ob Veränderungen kommen oder nicht. Sie kommen definitiv und stetig. Die Frage ist, wie wir mit ihnen umgehen. Und dafür ist ein offener Blick für das Neue hilfreich.

Ja, das klingt jetzt so leicht: Öffne einfach deinen Blick. Aber so einfach ist es eben doch nicht, wie wir am Beispiel mit der Münze in Teil 1 (s. ebenfalls unten) gesehen haben.

Der Grund liegt darin, dass Menschen erst dann richtig offen für Veränderungen sind, wenn sie einen Sinn darin sehen. Mit anderen Worten: Es gilt, den Menschen und sich selbst zu verdeutlichen, welchen Sinn der Wandel/die Veränderung für sie hat. Das gilt im Privatleben. Das gilt gleichermaßen für das Berufsleben. Steve Jobs hat dazu einmal gesagt: „Der einzige Weg, um wirklich zufrieden zu sein, ist, etwas zu tun, von dem du überzeugt bist, dass es eine großartige Arbeit ist.“ Oder um es mit Viktor Frankl, dem Begründer der Logotherapie, zu sagen: „Wer ein Warum hat, erträgt fast jedes Wie.“

Von zentraler Bedeutung ist es also zu erkunden, wie sinnvoll Sie das empfinden, was Sie machen. Um dem nachzugehen, möchte ich Ihnen vier Fragen ans Herz legen, die auf recht einfache Art und Weise wesentliche Antworten auf die Sinnfrage geben können. Diese sind an Erkenntnisse der amerikanischen Organisationspsychologin Amy Wrzesniewski angelehnt, die als Professorin an der Yale University lehrt.

Die vier Fragen lauten:

1. Wirksamkeit: Wie intensiv kann ich mich in meinem Umfeld (z. B. Unternehmen) einbringen?

2. Selbstwerdung: Wie weitgehend kann ich in meinem Umfeld so sein wie ich bin?

3. Das große Ganze: Wie intensiv tut mein Umfeld (z. B. der Arbeitgeber) etwas, um die Welt besser zu machen?

4. Zugehörigkeit: Wie sehr decken sich meine Werte mit denen meines Umfeldes (z. B. meines Arbeitgebers)?

Das obige Schaubild veranschaulicht, wie die 4 Fragen zusammenhängen. Im Kern geht es darum, das eigene Sinnempfinden in den Dimensionen ich und andere sowie tun und sein zu ergründen.

Um für sich Klarheit zu gewinnen, schlage ich Ihnen folgendes Vorgehen vor:

Schritt 1: Fragen Sie sich für jede der vier Fragen, bei welchem Skalenwert auf einer Skala von 1 (=minimal) bis 10 (=maximal) Sie zufrieden wären.

Schritt 2: Beantworten Sie dann die vier Fragen auf der gleichen 10er-Skala im Hinblick auf Ihren jetzigen, tatsächlichen Zufriedenheits-Ist-Zustand.

Schritt 3: Ermitteln Sie die Differenz und überlegen Sie insbesondere bei den Fragen mit großen Soll-/Ist-Abweichungen, was Sie machen können, um Ihren Zielwerten näher zu kommen. Wo besteht Veränderungsbedarf, damit Sie mehr Sinn empfinden?

Um nach der Analyse in die Umsetzung zu kommen, können die drei klassischen Alternativen „Love it, change it, leave it“ helfen.

„Love it“ bedeutet, dass Sie aus einem anderen Blickwinkel auf die Situation schauen und durch einen Perspektivwechsel (Reframing) die Situation anders, im Idealfall besser, sehen als es derzeit der Fall ist. Hierbei hilft häufig die Frage: Was ist das Gute an der Situation?

„Change it“ bedeutet, dass Sie etwas an der Situation ändern, ohne die Situation zu verlassen. Sie verändern also „innerhalb des Systems“. Das wäre beispielsweise der Fall, wenn Sie im Unternehmen eine neue Aufgabe übernehmen.

Wenn Sie sich für die „Leave it“-Alternative entscheiden, verlassen Sie die Situation nach dem Motto „Auf zu neuen Ufern“. In diesem Fall geben Sie dem Bestehenden keine Chance mehr, verlassen das bestehende System und gehen in ein neues System. Das wäre beispielsweise der Fall, wenn Sie von ihrem derzeitigen Arbeitgeber in ein anderes Unternehmen wechseln.

Wenn Sie notwendige Veränderungen annehmen und auch angehen, ist das immer ein guter Schritt, denn es bedeutet, dass Sie die Problemorientierung verlassen und in die Lösungsorientierung übergehen.

Im vierten und letzten Teil der Serie geht es darum, Nachhaltigkeit in den Veränderungsprozess zu integrieren. Was Nachhaltigkeit in diesem Zusammenhang meint und wie das geht – seien Sie gespannt auf die Folge, die ich demnächst wieder an dieser Stelle veröffentliche.